Freitag, 16. August 2019

Vom Atitlan über Antigua nach Chichi

Nach unserer Wanderung zum Indian Nose hatten wir Muskelkater ohne Ende. Vielleicht wäre ein bisschen mehr Sport eine gute Idee. Wie dem auch sei - den Tag über verbrachten wir hauptsächlich in unserer Unterkunft, da jeder Weg eine Qual für uns war. Trotzdem mussten wir notgedrungen einige Male den Berg in der Stadt hoch und runter: zum Frühstück und wieder zurüch, zur Tour Agency, um unsere Weiterfahrt zu organisieren und schließlich auch nochmal zum Abendessen. Geschafft von dem Tag gingen wir recht früh schlafen, denn am nächsten Morgen mussten wir wieder früh raus, um zurück nach Antigua zu fahren.

Gegen 8:15 Uhr sollten wir bei der Tour Agency sein, damit wir dort von einem Minivan abgeholt werden. Pünktlich standen wir bereit und trafen sogar noch unseren Guide von der Wanderung. Wir plauderten ein wenig über unsere Weiterreise und über seinen Besuch in Deutschland in Zukunft. Die Zeit verging. Mittlerweile war es 8:30 Uhr und noch kein Van in Sicht. Na gut. Wir setzten unsere Rücksäcke ab und machten es uns gemütlich. Eine Guatemaltekin kam auf uns zu und verkaufte uns noch leckeres selbstgemachtes Schoko-Bananenbrot und Kokosbrot. Perfekt fürs Frühstück, denn das mussten wir leider heute auslassen.
Um 9 Uhr war es dann endlich so weit. Unsere Fahrt konnte losgehen. Im Bus saßen schon einige andere Backpacker, aus den USA und aus Spanien. Ungefähr auf der Hälfte der Strecke, erfuhren wir, dass garnicht alle nach Antigua wollten. Zwei der Amerikaner waren auf dem Weg nach Xela, die anderen beiden auf dem Weg nach Guatemala City. Unser Fahrer, der ungefähr alle zwei Minuten anhielt und seine Freunde grüßte, verpasste die richtige Tankstelle, wo die beiden Amis in einen anderen Van steigen sollten, um nach Xela zu gelangen. Also hieß es, den halben Weg wieder zurück. Nachdem wir die zwei dann abgesetzt hatten, nahm das Chaos seinen Lauf.

Mitten auf der Autobahn blieben alle Autos stehen. Wir schauten aus dem Fenster und beobachteten die Polizei, die ganz enspannt neben uns stand. Hm, was das wohl sein konnte? Unser Fahrer war sich auch nicht sicher und stieg erstmal aus, um nachzufragen, was hier los sei. Als er zurückkam erklärte er uns, dass es ein Protest sei und es definitiv keine andere Lösung gäbe, als zu warten. Alle Autofahrer machten ihre Motoren aus, stiegen aus und schauten sich um. Wir ebenfalls, schwups ausgestiegen und nach vorne gelaufen, konnte man das ganze Ausmaß sehen. Die Autobahn wurde durch einen Sitzstreik blockiert. Aus dem Mikrofon erschallten Parolen, die wir mit unserem überschaulichen Vokabular nicht verstanden. Für das leibliche Wohl war auch gesorgt, Straßenverkäufer irrten umher und baten einem von Nüssen bis zu Äpfeln alles an.



Die Zeit verging, der Stau wurde immer länger und die Busfahrer der Chickenbusse immer ungeduldiger. Jetzt stellt sich die Frage, wie löst man in Guatemala einen Sitzstreik am besten auf? Ganz einfach, indem die Chickenbusse die Motoren aufheulen lassen und einmal gewaltig Gas geben und auf die Menschenmenge zufahren. Dazu fangen alle anderen Autofahrer an zu hupen und ihre Motoren aufheulen zu lassen. Die Gesamtsituation war wirklich nicht abgesprochen, aber jeder Auto/Busfahrer wusste ganz genau was zutun war. Die streikenden Menschen verschwanden ziemlich schnell von der  Autobahn und die Fahrt konnte weitergehen. Um jetzt auch noch zu zeigen, dass sich der Stau aufgelöst hat, ist es besonders wichtig, dem Gegenverkehr bis zum Stauende zuzuhupen, als Zeichen der Weiterfahrt.

Gegen 14 Uhr sind wir dann endlich in Antigua angekommen. Ausruhen konnten wir uns trotzdem nicht. Es war nämlich schon Mittwoch und Donnerstags ist in Chichi immer Markttag. Da dies der größte Markt in Zentralamerika ist, wollten wir uns das natürlich nicht entgehen lassen.

Markttag in Chichicastenango

Abfahrt war also am Donnerstag gegen 7 Uhr morgens. Erfahrungsgemäß verzögert sich die Abfahrt, dementsprechend bestiegen wir gegen 7:20 Uhr unseren Minivan. Dieses Mal war das Glück nicht auf unserer Seite. Der Bus war sehr voll und schnell wurden noch ein paar Sitze hochgeklappt, um für alle Fahrgäste Platz zu schaffen. Die nächsten 3 Stunden wurden also ohne Rückenlehne verbracht. Dafür war der Bus aber auch besonders multikulturell. Spanier, Franzosen, Costa Ricaner, Italiener und wir. Auch den Altersdurchschnitt haben wir deutlich gesenkt. Märkte scheinen wohl eher für das Ältere Publikum interessant zu sein. Aber man sieht auch: Guatemala kann man auch problemlos mit 60+ noch bereisen, wenn man denn auf ein wenig Komfort verzichten kann.



In Chichi angekommen wurden wir gebeten uns einige Stunden später wieder an der selben Stelle zur Weiterfahrt einzufinden. Und so machten wir uns auf den Markt zu erkunden. Dabei stelle sich heraus, dass an diesem Tag eigentlich die ganze Stadt ein einziger Markt ist. Und es gibt tatsächlich fast alles. Von Hühnern und Truthähnen (lebendig oder tot) bis zu Handyhüllen und Macheten war wirklich alles dabei. Dennoch wiederholte sich viel und es gab viele Marktstände die eher auf Touristen ausgerichtet zu sein scheinen. Dementsprechend "klein" war zum Beispiel das Angebot an frischem Obst und Gemüse. Also eine Sehenswürdigkeit, die besuchen kann, aber nicht muss.

Zurück ging die Fahrt dann im selben Bus, aber mit anderen Insassen. Fast alle unserer Mitfahrer vom Hinweg machten sich auf den Weg zum Atitlan See, während einige, die von dort kamen, mit uns nach Antigua zurückkehrten. Ohne Straßensperre ging es also problemlos und schnell zurück. Unterwegs durften wir auf den kurvigen und bergigen Highway auch noch ein Fahrradrennen beobachten. Etwas, womit man hier dann doch nicht gerechnet hätte.

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